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Die silberne Küste

HERRLICH WANDERN UND FAHRRADFAHRERN

Das ausgestreckte Dünengebiet von Bergen, Egmond und Schoorl gehört zu den schönsten der Niederlande. Leser des ANWB Kampioen (vergleichbar mit dem deutschen ADAC Magazin) haben die Fahrradroute Brede Duinenroute (breite Dunenroute) als Allerschönste von ganz Holland gewählt. Diese Auswahl ist zu danken an die landschaftliche Abwechslung von Dünen, Strand und Natur in Kombination mit der Gemütlichkeit der Dörfer im Küstengebiet. Der Fahrradweg kennt verschiedene Varianten. Geradelt werden kann ab dem Bahnhof Alkmaar, selbstverständlich genauso ab Bergen oder Schoorl, dort können Fahrräder auch gemietet werden. Aber natürlich ist für Fahrrad- und Wanderfreunde noch viel mehr zu erleben.

Praktisch: Knotenpunkroute

Knotenpunktroute, oder anders gesagt, Radwegnetze sind aufgebaut mittels einer Anzahl nummerierter Knotenpunkte. Sie radeln einen Radweg indem Sie den Schildern von dem einem zum andern Knotenpunkt folgen. An jedem Knotenpunkt steht ein Informationstafel mit einer Übersichtskarte. Sie entscheiden selbst an welchem Knotenpunkt Sie anfangen wollen und suchen online oder via einer gekaufte Karte einen Radweg aus.

Gastfreies Küstengebiet

Bergen, Bergen am See, die Egmonden und Schoorl-Groet-Camperduin kennzeichnen sich durch ein diverses Angebot an Übernachhtungsmögelichkeiten. In Bergen finden sie gewöhnlich viele kleine (Familie-) Hotels und Pensionen mit der dazu gehörenden persönlichen Gastfreiheit. Auch in Egmond aan Zee und Bergen aan Zee haben Sie freie Auswahl an verschiedenen Hotels. 

Schoorl war bis kurzem bekannt um seine viele, meist kleine Campingplätze. Viele davon sind in den letzten Jahren umgeformt in moderne Bungalow- und Ferienhäuserparks. Die Campingplätze die geblieben sind, sind ausgezeichnet ausgestattet. Renommierte Hotels in der Region sind: Egmond: Zuiderdam, Strandhotel Golfzang, Bergen: Hotel Marijke, Parkhotel, Bergen aan Zee: Nassau Bergen, Huize Glory, Schoorl: Merlet, Fletcher Hotel ‘Jan van Scorel’s, Strandhotel Camperduin.

WIE IST DIESES GEBIET ENTSTANDEN

Die Küste

Nordholland wie wir es heute kennen ist noch gar nicht so alt. Geologisch gesehen ist es sogar ein junges Gebiet. Stellen Sie sich vor: Am Ende der letzten Eiszeit, vor ungefähr 10.000 Jahren, stand die heutige Nordsee zum größten Teil trocken und konnte man über den trockenen Meeresboden nach England laufen. 

Das ganze Gebiet, das die Gletscher von der letzten Eiszeit hinterlassen hatten, formte eine Art Tundra, leicht hüglig mit Sand, Steinen, Süßwasserseen und Flussarmen/betten. Durch Temperatursteigungen stieg auch der Wasserspiegel; in der Zeit von 9000-7000 v. Chr. sogar zwei Meter pro Jahrhundert. Landschaftsteile die jetzt die Nordsee sind veränderten sich in ein großes Wattengebiet; ungefähr 7800 v. Chr. nahm die Steigung des Wasserspiegels wieder ab. Bis hin zu vielen Kilometern westlich der heutigen Küste entstanden große Sandflächen in denen eine niedrige Dünenlandschaft mit Torfbildung entstand.

Nach einem schweren Sturm, in denen die See Stücke Strand abschlägt, kann man am Strand immer noch Reste dieser Torfbanken finden, manchmal mit ganzen Birkenstämmen darin. Ungefähr 4900 vor Chr. erreichte das Meer ein Niveau wobei die heutige Küstenlinie geformt wurde, wo es aber auch tief landeinwärts drang und die ‘Meeresöffnung von Bergen’ entstand. Der jetzt trockengelegte Bergersee ist davon ein letztes Überbleibsel. Außerdem verschob sich in den letzten Jahrhunderten die Küste nach heftigen Stürmen weiter ostwärts. 

Der Meeresspiegel steigt immer noch und zu allen Unglück, sinkt nebenher das Niveau das dahinterliegenden Festlandes. Das Dorf Petten, welches jetzt nördlich der Hondsbosschen Zeewering liegt ist im Laufe der Jahrhunderte mehrerer Male wieder aufgebaut, nachdem es in den Fluten verschwunden war. Im Jahre 1421 wurde es bei einem Sturm durch das Meer verschlungen. Ein neues Dorf wurde weiter landeinwärts gebaut. Auch Egmond aan Zee hat viel an das Meer preisgeben müssen. Im Jahre 1717 spülte das ganze Dorf westlich der Kirche weg, der Turm der Kirche blieb am äußersten Rand der letzten Düne vor dem neuen Strand stehen. Im Jahre 1741 stürzte auch dieser Turn schlussendlich ins Meer. Wie die Holländer ständig mit der Drohung von Hochwasser und Überflutung leben, lessen Sie im Kapitel: Der Streit gegen das Wasser’.

Die Formung Nordhollands

Als ca. 4900 v. Chr. das Meer ungefähr die heutige Küste erreicht hatte und das Wasser via die Meeresöffnung von Bergen (bis Uitgeest) Nordholland hereinströmte, wurde viel vom alten Land durch das Wasser überspült, wodurch Sand und Ton abgelagert wurde, auch eine Anzahl Torflagen können zwischen den Sand- und Tonlagen angetroffen werden. Durch diese Ablagerungen entstand im Laufe der Jahrhunderte ein abnehmender Einfluss der See und konnten die höheren (Landes) Teile ab 2000 V. Chr. bewohnt und urbar gemacht werden. 

Entlang der Küste, aber auch im Binnenland waren die höher gelegenen Strandwälle bevorzugte Wohnplätze. Solche Strandwälle findet man zum Beispiel rund Alkmaar, aber auch zwischen Enkhuizen und Hoorn. An den gegenüberliegenden Seiten befindet sich meistens viel Wasser. Die Römer gaben dem enormen Seengebiet den Namen Flevum. Via das Wort ‘Vlie’ finden wir das unter anderem noch zurück in dem Namen der Insel Vlieland, welches darauf hinweist das dieses große Seengebiet seine Entwässerung nicht nur bei der Meeresöffnung von Bergen hatte, sondern auch in nördliche Richtung. 

Auf den Strandwallen und alten Dunen bildete sich Wald. Daher kommen die Namen der umliegenden Dörfer wie Aerdenhout, (hout = Holz), Hargen (Harregon = heilig bos = heiliger Wald), Hondsbossche, Hoogwoud, Aartswoud, Nibbixwoud usw. Unter anderem weil das salzige Seewasser immer wieder den fruchtbaren Meerestonboden überspülte, fing man rund 1000 n Chr. Deiche anzulegen. Die alten Torf- und Gezeitenflüsse wie die Rekere, Schermer, Krommenie und Ilp konnten als Wasserableitungen benutzt werden. Dadurch wurden die Torfgebiete trockengelegt und konnten bearbeitet werden. Durch ein feinmaschiges Netz kleiner Kanäle entstand schließlich ein Gebiet mit einer großen Anzahl kleinster Inseln. Das Geesterambracht (Das Reich der Tausend Inseln) zwischen Koedijk und Langedijk ist davon ein Beispiel.      

In der Nähe der Broekerveiling (Versteigrungshallen in Broek op Langedijk) ist noch ein vergleichbares Stück Polder erhalten geblieben. Auch der Eilandspolder (ab De Rijp und Driehuizen kann in diesem Gebiet noch gefahren werden) ist so ein ursprünglicher Polder. Im vorigen Jahrhundert wurden viele dieser Segelpolder Bauland. Zwischen all diesen kultivierbaren Landstücken blieben allerdings viel größere und kleine Seen übrig. Sogar innerhalb des westfriesischen Omringdijks war ursprünglich viel Wasser. Dieser Omringsdijk mit einer Länge von 126 km kam in der Zeit zwischen 1200 und 1300 zu Stande, nach der Unterwerfung der oft aufständischen West-Friesen.

DER STREIT GEGEN DAS WASSER

Der westfriesische Omringdijk

Anfänglich war der größte Teil dieses Deiches ein Seedeich, nur von Schoorl bis Alkmaar wurde die Grenze geformt durch den Fluß Rekere (jetzt nordhollandischer Kanal). Die angrenzenden Gewässer: Zijpe, Zuiderzee, Beemster en Schermer standen allerdings noch in offener Verbindung mit dem Meer, mit der Folge vieler Deichbrüche. Regelmäßig gingen dabei große Stucke Land verloren, die wieder zurück erobert werden mussten. Die vielen ‘Wielen’ (runde Teiche am Fuß der Deiche mit rundherum ein neu angelegtes Stück Deich) lassen noch stets die Stellen sehen an denen das Meer einmal durchgebrochen ist. Der westfriesischen Omringdijks war ohne Zweifel einer der wichtigsten Deiche in diesem Gebiet. Bis zum 16ten Jahrhundert was es aber so, daß die West-Friesen sich nicht nur zur Wehr setzten gegen das Wasser. Es kamen neue Erkenntnisse und Techniken um das Land zu erhalten oder zurück zu gewinnen. Die Polder die den Westfriesische Omringdijk jetzt an allen Seiten umgeben, sind davon der Beweis.  

Das Meergebiet westlich und nördlich des Ringdeiches wurde als erste eingepoldert. Die erste große Einpolderung betraf die der Zijpe in 1597, gefolgt durch den Wieringerwaard in 1611. Die letzte große Trockenlegung in Nordholland war der Wieringermeerpolder in 1930. Die Insel Wieringen wurde damals Festland. Der Afsluitdijk (Abschlußdeich) schloss anschließend die Zuiderzee ab, wodurch das IJsselmeer entstand. Die vielen schwachen Deiche wurden dadurch von ‘Wächtern’ zu ‘Schläfern’ umgewandelt.

An der Südseite des Westfriesischen Umringdeiches lagen die großen Seen wie Schermer, Beemster en Purmer. Diese ergaben zusammen mit der Zuiderzee die Wiege der Handelsschifffahrt und Fischerei im sog. Goldenen Zeitalter (Gouden Eeuw). Städtchen wie Graft und De Rijp blühten auf mit ihrer Walfischflotte und Heringsfang. Landgewinnung blieb eine gute Investierung. Schlussendlich wurde auch der Beemster (1612), Purmer (1617) und Schermer (1635) trockengelegt. So entstand ein neues Land und wurde die Gefahr der Überflutung buchstäblich eingedämmt. 

Seit der Anlegung des ‘Afsluitdijk’ hat der ‘Westfriese Omringdijk’ seine seewehrende Funktion verloren. Der Streit der Bewohner gegen das Wasser, aber auch die Vorteile einer Lage am Wasser, Handel und Fischerei, haben in der Landschaft Westfrieslands Spuren hinterlassen. Der ‘Westfriese Omringdijk’ und die Dörfer und Plätze die an diesem Deich liegen ergeben heutzutage Sehenswürdigkeiten in der Westfriesischen Landschaft, die auf die Anwesenheit des hereindrängenden Seewassers verweisen. 

De Hondsbossche en Pettemer Zeewering

Früher fragten Touristen sich manchmal ab warum auf der Stelle der Hondsbosschen Zeewering, zwischen Camperduin und Petten, keine Dünen lagen. Hier waren in der Tat einmal Dünen, allerdings ein schmaler und empfindlicher Streifen. Gute Nachricht für die Touristen: die Dünen sind wieder zurück! Um diese Schwachstelle in der nordholländischen Küste zu verstärken nahm man den Beschluss um gegen den alten Meeresdeich an, eine sandige Küste anzulegen mit Dünen und Strand. 

Aber erst noch einmal zurück nach wie es früher war. Das waren turbulente Zeiten. Ständig war an diesen Stellen die Gefahr des Meeres. Während der Elisabethflut 1421 wurden mehrere Siedlungen verschlungen. Eine davon war die ‘Hontsbos’ hieß und seinem Namen an den späteren Deich geben sollte. Auch ‘Petthem bi der Sype’ verschwand in den Fluten. Vierhundert Menschen, die Zuflucht hatten gesucht in der Kirche verschwanden mitsamt der Kirche in den Fluten. Das Dorf wurde später wiederaufgebaut, wurde aber in 1625 erneut ein Opfer der Fluten. Und in 1704 was das nochmals der Fall. 

Seit 1300 ist viel Land verloren gegangen wegen Durchbruchs der oft primitiven Deiche. Nach der Elisabethflut wurde neben dem ‘Wachter’ ein Schläferdeich angelegt. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts ging man zügig ans Werk. Es wurden auch Wellenbrecher und Molen angelegt. Später wurden Versuche gemacht mit Steinhängen und einer Deckschicht von Reisholz, aber auch diese Maßnahmen konnten einen erneuten Deichbruch nicht vermeiden. Erst im Jahre 1850 wurde die Hondsbossche Zeewering erfolgreich bearbeitet. Im Laufe dieses Jahrhunderts folgten mehrere notwendige Rekonstruktionen. Während des Februarsturms 1953 wurden 1500 m Basalt und 10.000 Kubikmeter Sand beim Anschluss mit der Dünenreihe in Camperduin weggeschlagen. Aber der Deich hielt Stand! Zwischen 1977 und 1981 wurde der Hondsbossche auf Deltahöge gebracht. 

Sicherheit durch Sand

Man kann sich oft nicht vorstellen, daß man mit Sand einen sicheren und betraubaren Deich bauen kann. Doch ist das so. Bei dem Hondsbossche und Pettemer Deich ist im März 2014 begonnen mit dem Bau einer neuen, sicheren Küste. Ein ambitiöses Projekt, das die Ansicht des Deiches total verändert. Zwischen Camperduin und Petten parallel zum Deich ist ca. 8 km Sand aufgespritzt. Dort wo Asphalt und Basalt das Bild bestimmt haben ist jetzt Strand mit einer Reihe Dünen entstanden und an beiden ‘Kopfen’ des Deiches ein Erholungsgebiet. 

Ruhe und Raum für die Natur 

Zwischen den neu entstandenen Strand und dem Deich haben sich zwei neue Dünenreihen gebildet, mit dazwischen einem feuchten Dünen-Tal mit Teichen (Länge ca. 1,5 km). Das gibt der Natur neuen Raum. Ein ausgesuchter Platz für Vogelsorten wie die Zwergseeschwalbe und den Seerepenpfeifer. Aber schauen Sie auch nach oben: genau überhalb dieses Gebietes verläuft die Flugroute vieler Zugvögel. Viele Vogelliebhaber kommen in der Vogelzugzeit hierher zum Beobachten. In der Naturzone ist eine Laufbrücke mit einem überdachten Beobachtungspunkt angelegt, ebenso ein Geh- und Fahrradweg in der Nähe des verstärkten Deiches.

Camperduin: breiter Strand mit Lagune

Da wo im Mittenteil dieses großräumigen Küstenverstärkungsgebiets Ruhe und Natur herrschen, da ist an beiden Randstücken viel Platz für Erholung. Camperduin hat einem der breitesten Strände Hollands bekommen mit einer erholsamen Strandlagune von ca. 1 km. Ein geschützter, flacher Platz zum Spielen und Schwimmen; ein idealer Familienstrand. Bei Flut steht die Lagune mittels eines schmalen Kanals in Verbindung mit der See. Der breite Strand ist nicht nur für Sonnenanbeter; es ist auch an Sport- und andere Events gedacht, sowie Kleinkunsttheater, kleine Konzerte und andere Formen von ‘Kustenerlebnissen’. Eine große Gruppe Seehunde hat inzwischen diesen Strand auch entdeckt um sich genüsslich auszuruhen. Lassen Sie diese also bitte in Ruhe!

Am Kopf des Deichs in Pettern wurden drei extra Dünengipfel angelegt. Von der höchsten, der  Panoramadüne (24m) genießt man eine prächtige Aussicht über die Polder, die Dunen von Schoorl und die neue Küstenverstärkung.

Das Naturschutzgebiet De Putten (ca. 500 ha) besteht noch nicht lang. Die flachen Seen sind rund 1950 ausgegraben um Ton zu gewinnen für die Verstärkung der Deiche. De Putten formen eine der wenigen Sickergebiete Hollands die innerhalb eines Deiches liegen. Kennzeichnend für Putten ist die salzige Durchsickerung. Nordseewasser sickert unter dem Deiche durch. Durch Verdampfung ist das Wasser im Sommer oft salziger als in der Nordsee selber. De Putten werden verwaltet durch ’Natuurmonumenten’ und sind nicht betretbar. Vom Deich aus haben sie einen wunderschöne Aassicht über dieses Naturschutzgebiet und die Polder. Parkplätze für Autos sind vorhanden.